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Erstes Weingartner Theologische Kolloquium

WTK Ruhstorfer Bremer Viertbauer.jpg: Sprachen beim ersten Weingartener Theologischen Kolloquium über „Gott zwischen Theologie und Philosophie“ (von links): Professor Dr. Karlheinz Ruhstorfer, RPI-Leiterin Andrea Bremer und Akademischer Rat Dr. Dr. Klaus Viertbauer, Katholische Theologie / Religionspädagogik. Bild: Barbara Müller

Das Weingartener Theologische Kolloquium als neues Diskussionsforum zwischen Theorie und Praxis ist eine Kooperation zwischen dem Religionspädagogischen Institut Weingarten e. V. (RPI) und dem Fach Katholische Theologie / Religionspädagogik der Pädagogischen Hochschule Weingarten (PH) und soll künftig einmal im Jahr stattfinden.

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Das RPI Weigarten verstehe sich als lebendigen Ort für religiöse Bildung, Fortbildung und Beratung, sagte Institutsleiterin Andrea Bremer in ihrer Begrüßung. „Wir fördern eine im christlichen Glauben verwurzelte Erziehung und Bildung und begleiten durch qualifizierende Angebote, praxisnahe Fortbildungen und persönliche Beratung.“ Die Bibliothek des RPI stehe allen Interessierten offen. Darüber hinaus biete das Institut Seminare, Workshops, Abendvorträge und weitere Veranstaltungen an. Ein besonderes Anliegen sei die enge Zusammenarbeit mit der PH Weingarten. Die Studierenden der PH, von denen einige an dem Kolloquium teilnahmen, seien eine der größten Nutzergruppen des Instituts. Sie selbst habe als katholische Schuldekanin und als Lehrbeauftragte vielfältige Verbindungen zur PH-Fachschaft Theologie. „Diese Nähe ermöglicht es uns, gemeinsam Projekte zu entwickeln.“ Dies bestätigte Dr. Hilary Mooney, Professorin im Fach Katholische Theologie / Religionspädagogik. Das neu geschaffene Diskussionsforum sei eine schöne Gelegenheit, zu aktuellen theologischen Themen miteinander ins Gespräch zu kommen.

Er freue sich sehr, als ersten Referenten Professor Dr. Karlheinz Ruhstorfer begrüßen zu dürfen, sagte Dr. Dr. Klaus Viertbauer, Akademischer Rat im Fach Katholische Theologie / Religionspädagogik an der PH. Ruhstorfer, der Professor für Dogmatik und Dekan der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg ist, lade mit seinem Vortrag zu einer ebenso ungewöhnlichen wie anregenden intellektuellen Reise ein. Viertbauer verwies unter anderem auf die neueste Monografie des Referenten mit dem Titel „Philosophie ist Theologie – Die Provokation der Neuzeit“.

Neue Deutungsmuster und Lesarten
Er habe in seiner 2024 erschienen Monografie versucht, Ansätze weiterzuentwickeln und neue Ideen einzubringen, sagte Ruhstorfer. „Wir leben in einer Zeit, in der Theologie und Religion im Abseits stehen.“ Es sei daher wichtig, neue zentrale Deutungsmuster und Lesarten einer schwindenden religiösen Sinnorientierung und der Krise postmoderner Pluralitätsideale entgegenzusetzen. Ein Nachdenken über das Verhältnis von Religion, Philosophie und Ethik könne gerade in Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche neue Horizonte eröffnen.

Die neuzeitliche Metaphysik besitze eine unerwartete Aktualität – als Schnittstelle von Mystik, Scholastik und reformatorischer Theologie, aber auch von christlicher Subjektphilosophie, jüdischem Panentheismus, Aufklärung, Demokratie und Ethik, so Ruhstorfer. Der Theologe deutete Immanuel Kant als Interpreten von Paulus und Georg Wilhelm Friedrich Hegel als Philosophen des Lebens Jesu. „Daraus lassen sich zentrale Deutungsmuster der Neuzeit entwickeln.“

Gerade in einer Zeit, in der Religion in Europa an Boden verliere, in der die postmodernen Ideale der Alterität und Pluralität in der Krise seien und gesellschaftlicher Zusammenhalt zerbreche, gewinne die Besinnung auf die neuzeitliche Metaphysik eine provokative Brisanz und eröffne in der aktuellen Zeitenwende eine neue Perspektive sowohl für die Theologie als auch für die Philosophie, sage Ruhstorfer. Er verstehe die gesamte Menschengeschichte als eine Geschichte mit Gott – mit immer anderen Aspekten. Gott zeige sich im Schwachen, in Marginalien. „Wir müssen die Spur suchen – suchen und finden“, so der Theologe.

Ruhstorfs inspirierende Impulse wurden anschließend rege diskutiert. Für die Suche nach einem Etwas, das alle Menschen gemeinsam hätten und das Orientierung gebe, brauche es mehr Antworten als nur eine europäische, so die Botschaft. Die eigene Identität schaffe hier ein Stück Begrenzung. „Wir müssen trotzdem um das Universale in der globalen Welt ringen“, so Ruhstorf.