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Projekt für Schulweg-Alternativen startet

Bild: AGFK-BW

„Täglich kommt es kurz vor Schulbeginn rund um die Schulen in Ravensburg zum Verkehrschaos. Dabei gibt es gute Alternativen zum elterlichen Bringdienst!“ „Elterntaxi“ heißt das Phänomen, das der Erste Bürgermeister Simon Blümcke hier beschreibt.

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Besonders die Straßen rund um die zehn Ravensburger Grundschulen mit ihren etwa 2.000 Schulkindern versinken zwei Mal am Tag in Abgaswolken und im Verkehrschaos – weil viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen. Für dieses Problem entwickelt die Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg e. V. (AGFK-BW) jetzt mit finanzieller Förderung des Landes einen Lösungsansatz.

Die vermeintlichen Gründe dafür, dass Kinder nicht selbstständig zu Fuß zur Schule gehen, sind vielfältig: Der Weg scheint zu weit, die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs ist ihnen noch nicht alleine zuzumuten, oder die Eltern haben Angst vor Verkehrsunfällen. Oftmals ist es jedoch auch reine Bequemlichkeit. Die Folgen des Bewegungsmangels sind für die Kinder gravierend: Sie gewöhnen sich daran, auch kürzeste Wege mit dem Auto zu bewältigen, anstatt ein gesundes Verhältnis zur eigenen Mobilität mit all ihren Möglichkeiten zu entwickeln. Sie leiden an gesundheitlichen und psychischen Folgen wie Übergewichtigkeit und verringertem Selbstbewusstsein. Gleichzeitig werden die Klima-Fußabdrücke der Kommunen durch die unnötige Nutzung von Autos belastet, und die Schulen sind mit der Situation überfordert.

Die Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg e. V. (AGFK-BW) möchte künftig mit ihrem neuen Mobilitätsprogramm „Schulweghelden – Auf die Füße, fertig, los!“ Kindern, Eltern, Schulen und Kommunen buchstäblich auf die Sprünge helfen. Im ersten Schritt dieses Programms inspizieren Schüler mit ihren Lehrern die Schulwege. Danach werden die Wege von Delegationen bestehend aus Vertretern der Lehrerschaft, der Schulleitung, der Eltern, der Verwaltung, von Polizei, Presse und Politik kritisch unter die Lupe genommen und hinsichtlich möglicher Sicherheitsmängel und genereller Attraktivität bewertet. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf den Hol- und Bringzonen liegen. In Ravensburg wurden bereits an der Grundschule Neuwiesen und an der Grundschule Kuppelnau Elternhaltestellen eingerichtet.

Der gesamte Prozess wird fachlich von zwei technischen Planungsbüros geplant, durchgeführt und nachbereitet. Auf Basis der Begehungsergebnisse werden in Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure Maßnahmenkataloge entwickelt. Diese sollen anschließend in den Gemeinderäten vorgestellt werden und in die Verkehrsplanungen einfließen.

Die AGFK-BW plant, den Schulen im Rahmen des Programms spezielles Unterrichtsmaterial für alle Fächer und Altersstufen zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus wird sie umfangreiches Informations- und Aktionsmaterial für den jährlichen Aktionstag „Zu Fuß zur Schule“ am 22. September herausgeben. Um die Beteiligungschancen für Schulen noch zu erhöhen, soll der Aktionstag künftig zu einer AGFK-Aktionswoche ausgeweitet werden. Mit vielfältigen sympathischen und leicht umzusetzenden Aktionen können Eltern und weitere Zielgruppen dann für das Thema sensibilisiert und Kinder motiviert werden, eigenständig zu Fuß zu Schule zu gehen. Nach einem landesweiten Bewerbungsaufruf in den AGFK-BW-Mitgliedskommunen wurden jetzt vier Tandems bestehend aus je einer Schule und ihrer Kommune für ein dem eigentlichen Start des Programms vorgeschaltetes Modellprojekt ausgewählt, darunter auch die Ravensburger Grundschule Neuwiesen.

Christina Herzer, Rektorin der Grundschule Neuwiesen: „Hurra, wir sind mit dabei! Die Bewerbung beim Modellprojekt „Schulweghelden“ ist die konsequente Weiterführung unseres Konzeptes „Raus aus dem Elterntaxi und rein in die Laufschuhe!“. Wir möchten erneut in Bewegung kommen. Eltern und Kinder darin bestärken, dass der Schulweg ein guter und sicherer Weg ist. Unsere Bemühungen mit den Elternhaltestellen, Prämierungen von Klassen welche sich sprichwörtlich auf den Weg machen, erhalten durch das Modellprojekt eine erneute Vertiefung. Das sichere Schulwegläuferkind wird zum zukünftigen sicheren Teilnehmerkind im Straßenverkehr!“

Bereits im Juli startete dies mit einem Workshop. Im Anschluss werden die Medien und Materialien für die Schulen entwickelt. Ab dem Schuljahr 2020/21 soll „Schulweghelden – Auf die Füße, fertig, los!“ landesweit ausgerollt und erst allen Schulen der mittlerweile 76 engagierten AGFK-BW-Mitgliedskommunen und dann allen Schulen Baden-Württembergs auf Wunsch zur Verfügung gestellt werden.

Die AGFK-BW e. V.
Die Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg e. V. (AGFK-BW) ist ein Netzwerk von mehr als 75 Städten, Landkreisen und Gemeinden. Unterstützt und gefördert vom Land, wollen die Kommunen die aktive Mobilität fördern. Radfahren und Zufußgehen sollen als selbstverständliche, umweltfreundliche und günstige Arten der Fortbewegung gefördert werden. Mit dem Modellprojekt Schulwegsicherheit möchte die AGFK-BW das Phänomen Elterntaxis zum Thema machen und Kinder dazu ermutigen, zu Fuß zur Schule zu gehen.

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