Am 1. Dezember 1900 wurde die Handwerkskammer Ulm gegründet. 125 Jahre später steht die Institution nach wie vor für das regionale Handwerk und die über 20.000 Handwerksbetriebe zwischen Ostalb und Bodensee. In einem Festakt in Stuttgart wurde dieses Jubiläum, das auch die weiteren sieben Kammern im Land begehen, mit prominenten Gästen gebührend gefeiert.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann sagte bei seiner Begrüßung: „Ich gratuliere den Handwerkskammern zu ihrem 125-jährigen Jubiläum. Die Feierlichkeiten fallen in schwierige Zeiten: Unser wirtschaftliches Geschäftsmodell gerät unter Druck. Wir müssen unsere Wettbewerbsfähigkeit als Standort steigern. Das erfordert von allen Betroffenen enorme Kraftanstrengungen. Das heißt einerseits bürokratische Hindernisse und Regulierungen abzubauen aber anderseits auch die Eigenverantwortung aller zu stärken. Ich warne aber davor, eine Untergangsstimmung zu schüren. Gemeinsam und mit Innovationskraft, gut qualifizierten Fachkräften und Pragmatismus können wir die großen Aufgaben meistern, die vor uns liegen.“
Kammer als Sprachrohr und Kommunikator der Betriebe
Seit 125 Jahren ist die Handwerkskammer Ulm Sprachrohr und Berater des regionalen Handwerks. Dabei übernimmt sie Aufgaben wie die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften aus dem In- und Ausland, berät Betriebe bei Neugründungen und in wirtschaftlichen Fragen und dient als Vertreter des gesamten Handwerks und dessen über 130 verschiedenen Berufen. „In unseren Betrieben sprechen tausende handwerkliche Stimmen – wir machen daraus eine starke und bringen sie ein. Wir bündeln deren Anliegen und Forderungen und kanalisieren sie als Lautsprecher in die Öffentlichkeit und zur Politik. Dazu sind wir für unsere Mitgliedsbetriebe immer erreichbar und unterstützen diese mit unseren kostenlosen Beratungsangeboten bei allen Fragen“, sagt Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm.
Als Selbstverwaltung des Handwerks mit ihren hoheitlichen Aufgaben – wie etwas das Führen der Handwerks- und Lehrlingsrolle oder das Prüfungswesen – und mit direkt gewählten Vertreterinnen und Vertretern aus den eigenen handwerklichen Reihen, trägt die Handwerkskammer Ulm auch aktiv zur Stärkung der Demokratie bei. Über 40 Prozent aller Handwerkerinnen und Handwerker engagieren sich ehrenamtlich – sei es in Politik, Vereinen oder sozialen Projekten. Professor Dr. Stephan Harbarth, Präsident des Bundesverfassungsgerichts, hob in seiner Rede hervor, welch wichtige Rolle das Ehrenamt damit für die Handwerkskammern übernehme: „Ohne das freiwillige Engagement wäre die Erfüllung der zahlreichen wichtigen Aufgaben, die das Handwerk wahrnimmt, nicht möglich.“ Am Schluss seiner Rede richtete Harbarth einen Wunsch an das Handwerk: Dass das Handwerk an seiner innovativen, zupackenden und gestaltenden Art festhalte und andere motiviere, dies auch für sich umzusetzen.
Ebenfalls setzt sich die Handwerkskammer Ulm aktiv für Toleranz und Vielfalt ein und hilft bei der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund. Jeder vierte Auszubildende im Kammergebiet hat eine ausländische Staatsangehörigkeit – insgesamt kommen diese Menschen aus über 70 verschiedenen Ländern. Mit der Beschäftigungsbrücke Indien setzt die Kammer einen weiteren Meilenstein in der 125-jährigen Geschichte und bringt im Jahr 2025 rund 20 indische Menschen in eine handwerkliche Ausbildung. „Im Handwerk gibt es immer wieder neue Entwicklungen und vor allem auch Herausforderungen für alle Betriebe. Diese können wir nur als starke Gemeinschaft und mit Expertise lösen. Gemeinsam geht dabei besser und bringt mehr als allein. Die Selbstverwaltung kennt ihre eigenen Themen am besten und weiß, was zu tun ist. Für mich gilt nach wie vor das Motto: Wenn es die Handwerkskammer nicht gäbe, müssten unsere Handwerksbetriebe sie erfinden.“ sagt Katja Maier, Präsidentin der Handwerkskammer Ulm.


