Die Ravensburg Towerstars haben auch das dritte Testspiel der Vorbereitung für sich entschieden. Beim Oberligisten ECDC Memmingen gab es einen 6:5-Erfolg nach Verlängerung, der insbesondere im Schlussdrittel von einem nahezu verrückten Spielverlauf geprägt war.
Vorweg: Die 1865 Zuschauer, darunter auch ein ordentlicher Anteil an Ravensburger Fans, sahen ein äußerst unterhaltsames Vorbereitungsspiel. Schon in den ersten zwei Minuten hatten beide Teams jeweils zwei hochkarätige Möglichkeiten, die sowohl von Indians-Goalie Bastian Flott-Kucis als auch von Towerstars-Keeper Nico Pertuch entschärft wurden. Weitgehend ausgeglichen und mit Großchancen auf beiden Seiten ging es auch danach weiter – wobei sich schnell zeigte, dass die Gastgeber aus der Oberliga Süd die noch fehlende Abstimmung im ersten Testspiel mit Motivation wettmachten.
In der 14. Minute war es den Indians vorbehalten, die Führung zu erzielen. Ex-Towerstars-Stürmer Timo Gams setzte die Scheibe platziert unter die Latte, nachdem es zuvor an der Bande zu einem fatalen Puckverlust gekommen war. Der Stadionsprecher hatte den Treffer gerade durchgesagt, da glich Robbie Czarnik auch schon wieder aus. Mit einem 1:1-Unentschieden ging es in die erste Pause, da die Stürmer beider Clubs weitere Großchancen liegen ließen.
Im zweiten Spielabschnitt hatten sich die Towerstars dann deutlich mehr Eigeninitiative auferlegt, und das machte sich alsbald im Spielstand bemerkbar. In der 25. Minute hämmerte Robbie Czarnik das Spielgerät zur 1:2-Führung per Direktabnahme in die Maschen. Fünf Minuten später bestrafte Florin Ketterer einen fatalen Aufbaupass der Hausherren mit dem vermeintlich standesgemäßen 1:3. Die Ravensburger Fans waren zufrieden, allerdings lehnte sich ihr Team etwas zu weit zurück. Die Quittung kam sofort: Knapp 36 Minuten waren gespielt, als mit Patrick Kurz ein weiterer Ex-Ravensburger auf 2:3 verkürzte. Immerhin konnte Youngster Nikita Kessler Sekunden vor der zweiten Pause den alten und sicherlich auch nicht unverdienten Zwei-Tore-Vorsprung wiederherstellen.
Zum Schlussabschnitt wechselten die Towerstars die Verantwortung zwischen den Pfosten. Nico Pertuch machte für Raphael Rödel, Gasttorhüter von den Stuttgart Rebels, Platz. Der gebürtige Bozener mit deutschem Pass hatte bereits das Trainingslager in Milevsko mit den Towerstars bestritten. Der Einstand ins Spiel gestaltete sich für den 19-Jährigen allerdings bitter: Memmingens Jonas Svetlund setzte aus der Halbdistanz einen Schuss ab und der Puck schlug bei verdeckter Sicht im rechten Eck ein. Nun gerieten die Towerstars ordentlich unter Druck, und schon im Aufbau gingen einige Pucks verloren. Auch passte die Zuordnung in der neutralen Zone nicht und Memmingen nutzte dies prompt aus. In der 46. Minute drückte der zweitligaerfahrene Tyler Spurgeon die Scheibe zum 4:4 über die Linie. Sieben Sekunden nach dem Ausgleich überraschte Timo Gams den Towerstars-Keeper mit einem satten Schuss vom rechten Bullypunkt zum 5:4. Den Towerstars drohte das Spiel komplett aus den Händen zu gleiten, eine Auszeit von Coach Bo Subr brachte danach wieder etwas Ruhe. Allerdings verstärkte Memmingen weiter die Defensive und lauerte auf Konter. Das sorgte für ein spannendes Hin und Her, den Towerstars lief jedoch immer mehr die Zeit davon.
Dann brach die Schlussphase an, in der die Towerstars immer stärker auf den Ausgleich drängten. Zweieinhalb Minuten waren noch zu spielen, als Towerstars-Stürmer Mark Rassell einen satten Schuss aufs Tor brachte und die Fans jubeln ließ. Doch das Ganze ging so schnell, dass die Hauptschiedsrichter den Treffer nicht erkannten und das Spiel weiterlaufen ließen. Raphael Rödel machte dann einem sechsten Feldspieler Platz. Die numerische Überzahl war jedoch nur kurz, denn nach einem Puckverlust an der blauen Linie kam es zum Gegenstoß, und der Puck schlug zum vermeintlichen 6:4 im verwaisten Ravensburger Tor ein. Doch die Hauptschiedsrichter signalisierten den Gastgebern, mit dem Jubeln lieber noch etwas zu warten. Bei der Sichtung des Videobeweises wurde bestätigt, dass die Towerstars tatsächlich den 5:5-Ausgleich erzielt hatten. Die Folge war klar: Der Memminger Treffer wurde zurückgenommen, die Uhr eine halbe Minute zurückgestellt.
In der verbleibenden regulären Spielzeit blieb es zwar spannend, aber torlos, und es ging in die Overtime. Dort machte Mark Rassell dem „Spuk“ nach 53 Sekunden ein Ende. Die drei Memminger Akteure waren zu weit ins Ravensburger Drittel aufgerückt, das nutzte Simon Sezemsky mit einem weiten Pass auf den bereits gestarteten Mark Rassell eiskalt aus. Den anschließenden Alleingang schloss der kanadische Stürmer unhaltbar zum 6:5-Siegtreffer ab.
Eine wirkliche Verschnaufpause haben die Towerstars nicht: Bereits am Dienstag wartet das nächste Testspiel auf eigenem Eis gegen den EHC Winterthur aus der Swiss League. Die Eidgenossen dürften sich als interessanter Gegner erweisen: Sie trafen vergangenen Freitag in Freiburg auf einen DEL2-Konkurrenten der Towerstars und gewannen mit 5:3. Achtung: Spielbeginn am Dienstag ist bereits um 19.30 Uhr. Tickets gibt es bei allen VVK-Partnern von Reservix und ab 18 Uhr an der Abendkasse.


