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Rotkreuzklinik Lindenberg wird geschlossen

Bild: Rotkreuzklinik Lindenberg

LINDENBERG / Landkreis Lindau – Die Schwesternschaft München vom Bayerischen Roten Kreuz e.V. hat angekündigt, nach der Klinik in Wertheim auch die Rotkreuzklinik in Lindenberg zu schließen. Die Geschäftsführung der Klinik hatte noch in der Woche zuvor bei einer Sitzung des Krankenhausbeirats in Lindau berichtet, dass sich das Insolvenzverfahren verlängern wird und die Belegungszahlen aktuell sehr niedrig sind. Dem Landkreis war jedoch nicht bekannt, dass die Lage der Klinik so dramatisch ist. Inzwischen nun hat der Insolvenzverwalter mitgeteilt, alle Leistungen an der Klinik einzustellen und die Neuaufnahme von Patienten in Kürze zu beenden. In einer Pressemitteilung zeigt sich der Landkreis betroffen und enttäuscht. 

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Im Mai erst hatte die Schwesternschaft ein angepasstes und laut eigenen Aussagen zukunftsfähiges Klinikkonzept mit eingeschränktem Leistungsangebot der Öffentlichkeit vorgestellt mit dem Ziel, die Klinik damit wieder in ruhigere Gewässer zu bringen. Der Landkreis Lindau hatte zum Erhalt einer erweiterten Notfallversorgung 1 Million Euro an jährlicher Unterstützung in Aussicht gestellt. Ein Konzept für diese Erweiterung hatte die Geschäftsführung der Rotkreuzklinik in der jüngsten Sitzung des Krankenhausbeirats am 18. Juni vorgestellt.

Dass die Klinik nun aber geschlossen werden soll, hat auch Landrat Elmar Stegmann erst am heutigen Montag erfahren: „Ich bin sehr enttäuscht und betroffen. Ich bedaure diese Entwicklung sehr. Wichtig ist nun, dass die Bürgerinnen und Bürger weiterhin eine optimale medizinische Versorgung haben und die noch verbliebenen Mitarbeiter wieder gut unterkommen.“ Bis zuletzt hatte sich die Schwesternschaft optimistisch gezeigt, dass sie mit dem neuen Klinikkonzept in Lindenberg wieder aus der finanziellen Schieflage kommen kann. Der Insolvenzverwalter schreibt dazu ein einer Pressemitteilung von Montag, 24. Juni: „Die Bemühungen haben allerdings gezeigt, dass das Konzept sich im Klinikalltag im Rahmen der aktuellen Krankenhausfinanzierung nicht bewährt.“ Das aufgelaufene Millionendefizit ist so groß, dass selbst die „Krankenhausmillion“ des Landkreises keinen Beitrag zum Fortbestand der Klinik hätte leisten können. „

Die Nachricht über die Schließung der Rotkreuzklinik Lindenberg ist für die Region ein herber Schlag. Mein aufrichtiges Mitgefühl gilt den betroffenen Patientinnen und Patienten sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, denen ich ausdrücklich danke für ihr großartiges Engagement insbesondere in den letzten Monaten“, sagt Landrat Elmar 2 Stegmann. „Ich biete gerne an, zwischen den Mitarbeitern und den umliegenden Kliniken zu vermitteln. Fachkräfte im medizinischen Bereich werden dringend gesucht und ich bin zuversichtlich, dass nun frei gestellte Mitarbeiter schnell wieder Arbeit finden.“ Hinsichtlich der Patientenversorgung hatte der Krankenhausbeirat in den letzten Monaten schon verschiedenen Experten gehört: Die gute Nachricht ist, dass eine gute Versorgung der Patienten in jedem Fall gegeben ist und das nicht nur bei planbaren Eingriffen, sondern auch in der Notfallversorgung. Die umliegenden Kliniken hatten mehrfach betont, dass diese die Patienten aus dem Westallgäu aufnehmen können und haben dafürnach der Einschränkung der Notaufnahme an der Rotkreuzklinik vor einigen Monatenbereits Kapazitäten angepasst.

Der Landkreis Lindau wird gemeinsam mit allen Beteiligten nach Lösungen zu suchen, um die medizinische Versorgung im Westallgäu weiterhin bestmöglich sicherzustellen. „Dazu werde ich umgehend zu Gesprächen mit dem Klinikbetreiber, den umliegenden Krankenhäusern, dem Bürgermeister der Stadt Lindenberg Eric Ballerstedt, dem Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Allgäu sowie den Notärzten, niedergelassenen Ärzten und der Kassenärztlichen Vereinigung einladen“, so Landrat Elmar Stegmann. „In dieser schwierigen Situation müssen wir zusammenstehen und mit Augenmaß und Weitsicht Wege finden, um die Gesundheitsversorgung unserer Bürgerinnen und Bürger zu gewährleisten. Dafür setze ich mich mit allen Kräften ein. Lösungsansätze werden wir transparent kommunizieren.“ Langfristige Lösung für die gesamte Region ist ein möglicher gemeinsamer Klinikstandort für Lindau, das Westallgäu und länderübergreifend Wangen und Umgebung. Hierfür wird aktuell ein Gutachten erstellt. Erste Ergebnisse werden nach den Sommerferien erwartet.

Da auf Seiten der Länder Baden-Württemberg und Bayern bei einer gemeinsamen Lösung gesetzliche Änderungen notwendig sind und Fragen der Krankenhausfinanzierung geklärt werden müssen, kann dies jedoch nur eine langfristige Lösung sein. Kurzfristig könnte die ambulante Versorgung ausgebaut werden. Insbesondere da aktuell noch nicht bekannt ist, ob das an die Rotkreuzklinik angegliederte Medizinische Versorgungszentrum weiter betrieben werden wird. „In dieser herausfordernden Situation wünsche ich mir auch vom Insolvenzverwalter bzw. dem Generalhandlungsbevollmächtigten der Klinik eine enge und transparente Kommunikation mit allen Beteiligten. Nur so können wir gemeinsam bestmögliche Lösungen für die Zukunft der medizinischen Versorgung in unserer Region finden. Als Landrat ist es meine Pflicht, die Interessen der Bevölkerung im Westallgäu zu vertreten und sicherzustellen, dass sie über alle wichtigen Entwicklungen informiert sind. Ich stehe jederzeit für einen konstruktiven Dialog bereit und erwarte, dass der Insolvenzverwalter diesen Weg der Offenheit ebenfalls geht. Die Bevölkerung hat ein Recht, umfassend informiert zu werden“, erklärt Landrat Elmar Stegmann.