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Monika Czernin erhält Friedrich-Schiedel-Literaturpreis 2023

Monika Czernin. Bild: Achim Bunz

BAD WURZACH – Der mit 10.000 Euro dotierte „Friedrich-Schiedel-Literaturpreis“ wird regelmäßig alle zwei Jahre vergeben. Als diesjährige Preisträgerin hat die Jury der Stiftung die österreichische Autorin und Filmemacherin Monika Czernin und ihr 2021 über den Penguin-Verlag erschienenes Werk „Der Kaiser reist inkognito – Joseph II. und das Europa der Aufklärung“ ausgewählt. Die Preisverleihung wird am Sonntag, 17. September, im Wurzacher Kurhaus am Kurpark stattfinden.

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Der Friedrich-Schiedel-Literaturpreis zeichnet Werke aus, die Inhalte der Geschichte des deutschsprachigen Raumes seit etwa 1715 einem breiten Leserkreis menschlich bewegend und in würdiger, literarisch wertvoller Form nahebringen. Der Preis verbindet damit Geschichtswissenschaft und Literatur und ist mit dieser Zielsetzung einmalig in Deutschland.

Die mit Literatur- und Geschichtswissenschaftlern sowie Personen des öffentlichen Lebens besetzte Jury unter Vorsitz des in München ansässigen Rechtsanwalts Dietrich von Buttlar hatte sich bei der Auswahl einstimmig für „Der Kaiser reist inkognito“ entschieden. Das Werk berichtet von den zahlreichen Reisen Josephs II., die dieser inspiriert von den Gedanken der Aufklärung ohne großes Gefolge „unerkannt“ mit regem Interesse für die Not der Bevölkerung bzw. immer auf der Suche nach neuen Erkenntnissen für den Aufbau eines modernen Staates beging. „Die Autorin stellt dabei einen außergewöhnlichen Herrscher näher dar, der seiner Zeit in vielem voraus war“, was nach Meinung der Jury der im Geiste Friedrich Schiedels geforderten Literatur vollumfänglich entspreche.

„Zu einer Zeit, in der die Werte und Errungenschaften aufgeklärt-demokratischer Denkhaltungen erschreckend verblassen und drohen, in ihrer Gültigkeit infrage gestellt zu werden, ist der Blick auf den großen Reformer auf dem Habsburgerthron, der sein Reich auf seinen zahlreichen Reisen mit liberaler Haltung ‚von unten‘ kennenlernen wollte, äußerst willkommen“, so die Jury zur Auswahlentscheidung. „Dies wird in Czernins gründlich recherchiertem Buch in lebendiger, teils fiktionalisierender Darstellungsweise eindrucksvoll zur sehr leserfreundlichen Veranschaulichung gebracht.“

Die in Klagenfurt geborene neue Preisträgerin hat in Wien Politikwissenschaften und Philosophie studiert. Mit ihrem 2016 erschienenen Buch „Anna Sacher und ihr Hotel“ stand sie bereits mehrere Wochen lang auf den Spiegel-Beststellerlisten. Zu ihren weiteren Büchern und Filmen, die regelmäßig mit zentralen Figuren und Wendepunkten der europäischen Geschichte zu tun haben, zählen unter anderem Werke wie „Ich habe zu kurz gelebt – Die Geschichte der Nora Gräfin Kinsky“ über deren Bemühungen zur Einhaltung der Haager Landkriegsordnung in russischen Gefangenenlagern im 1. Weltkrieg, „Dieses herrliche Gefühl der Freiheit – Frieda von Bülow und ihre Sehnsucht nach Afrika“ über die Anfänge des deutschen Kolonialismus in Ostafrika oder der Film „Hitler und der Adel“. Aktuell neu im März erscheint ihr gemeinsam mit Melissa Müller erarbeitetes Buch unter dem Titel „Picassos Friseur – Geschichte einer Freundschaft“, das vor allem die politische Geschichte Picassos betrachtet.

Seit 1983 wird der Friedrich-Schiedel-Literaturpreis der Stadt Bad Wurzach grundsätzlich im zweijährigen Rhythmus verliehen. Er wurde 1982 vom Unternehmer Senator e.h. Friedrich Schiedel seiner Heimatstadt Bad Wurzach gestiftet. Schiedels Anliegen war es, einen Preis für Geschichtsschreibung in literarisch wertvoller Form auszuloben. Monika Czernin ist mittlerweile die 21. Preisträger und folgt damit Persönlichkeiten wie Brigitte Hamann, Wibke Bruhns, Gustav Seibt, Günter de Bruyn, Golo Mann, Helmut Schmidt oder dem zuletzt ausgezeichneten Arno Geiger.

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