Kunst und Kultur stehen zunehmend unter Druck: Bund, Länder und Kommunen kürzen ihre Budgets, und viele kreative Projekte geraten ins Straucheln. In dieser angespannten Lage setzt der Projektfonds Urbane Kultur e.V. in Ravensburg ein Zeichen. Der neu gegründete gemeinnützige Verein will Kunst und Kultur im öffentlichen Raum fördern und kreative Projekte schnell, einfach und unbürokratisch unterstützen – finanziell wie operativ. Dabei begreift sich der Projektfonds Urbane Kultur e.V. nicht als Wettbewerb zu bestehenden Angeboten, sondern als sinnvolle Ergänzung und Bereicherung der regionalen Kunst- und Kulturszene.
Der Projektfonds Urbane Kultur e.V. will vor allem künstlerische und kulturelle Projekte fördern, die im Schatten etablierter Kulturinstitutionen stehen, praktisch ohne Chance auf öffentliche Fördermittel sind oder angesichts der Kürzungen im Kulturbereich gänzlich auf der Strecke bleiben. Aber doch das Potenzial haben, das kulturelle Leben der Region zu bereichern. Im Fokus stehen dabei solche Projekte, die sich mit dem Wandel und der Vielfalt der Stadtgesellschaft auseinandersetzen. Und diese Transformation in einem kreativen, inklusiven und nachhaltigen Prozess begleiten und sichtbar machen.
„Wir wollen den Stadtraum als Ort der Begegnung und Inspiration gestalten und so Kunst und Kultur zu den Menschen bringen“, erklärt Dr. Tim Sebastian Nädele, Vorstandsvorsitzender des frisch eingetragenen Vereins. „Unser Ziel ist, die Region durch innovative Kunst- und Kulturprojekte noch lebendiger und lebenswerter zu machen.“
Um die Vision Wirklichkeit werden zu lassen, sucht der Projektfonds Urbane Kultur e.V. zum einen Förderinnen und Förderer, Spenderinnen und Spender sowie institutionelle Sponsoren, die die kulturellen Projekte finanziell unterstützen möchten. „Und natürlich freuen wir uns über kulturbegeisterte Mitglieder, die sich aktiv einbringen und mit uns gemeinsam die kreativen Prozesse mitgestalten wollen“, erklärt Nädele. Zum anderen möchte der Verein Kunst- und Kulturschaffende dazu einladen, ihre Projektideen einzubringen und so dazu beizutragen, den öffentlichen Raum kreativ zu gestalten.
Im Projektfonds sammelt und verwaltet der neue Verein diese Sponsoren- und Fördergelder treuhänderisch – der Name ist Programm. Ein Gremium aus Fachleuten aus Verwaltung und Kulturbetrieb sowie Kulturschaffenden soll künftig eingereichte Förderanträge, Projektideen und -konzepte aus Kunst, (Sub-)Kultur und Musik im öffentlichen Raum regelmäßig sichten, den Vereinsvorstand beraten und spannende Projekte zur Förderung vorschlagen. Welche der Projekte aus der Auswahl dieses Kulturbeirats tatsächlich Mittel aus dem Fördertopf des Vereins erhalten sollen und umgesetzt werden, darüber entscheidet der Vorstand des Projektfonds Urbane Kultur e.V. jeweils nach eingehender Prüfung nach künstlerischen wie wirtschaftlichen und rechtlichen Gesichtspunkten.
Kulturelle Vielfalt für ein breites Publikum
Der Projektfonds Urbane Kultur e.V. will darüber hinaus auch selbst die Initiative ergreifen und eigene Kulturprojekte entwickeln. Denkbar sind beispielsweise auch Wettbewerbe zur (kulturellen) Stadtentwicklung oder ein Artist-in-Residence-Programm. „Unsere Vision ist es, Kunst und Kultur in seiner ganzen Vielfalt einem breiten Publikum zugänglich zu machen und die Attraktivität der Region zu steigern“, erklärt Bernhard Gögler. Der bekannte Grafikdesigner und kreative Tausendsassa ist Mitinitiator und Gründungsmitglied des Projektfonds Urbane Kultur e.V.
Im Verein übernimmt Gögler die Rolle des Künstlerischen Leiters, wird den Kulturbeirat leiten und moderieren und Projekte in der Umsetzung kuratieren. Der 53-Jährige bringt reichlich Erfahrung aus zahlreichen Pop-up-Projekten mit, die er in den letzten Jahren unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Ravensburg realisiert hat. Und die einen Vorgeschmack darauf geben, was ihm und dem Verein auch künftig vorschwebt: Dazu zählen etwa der ‚Blaue Bach‘ am Gespinstmarkt 2020 sowie das Projekt ‚Big Picture‘, die temporäre Fassadengestaltung am eingerüsteten Ravensburger Rathaus während des Umbaus 2021, an dem mehr als 600 Kreative mitgewirkt haben.
Tausendsassa Bernhard Gögler übernimmt Künstlerische Leitung
Bernhard Gögler hat auch das von dem Berliner Künstler Jim Avignon gestaltete Megabanner an der Großbaustelle Lumper Höhe 2024 initiiert. Und schließlich zeichnet er verantwortlich für das Fassadengraffiti an der St.Leonhardkapelle sowie für Konzeption und Gestaltung der Innenräume, die verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern im Rahmen der Ausstellungsreihe ‚freitags im november‘ Ende vergangenes Jahr eine Bühne bot.
Da Bernhard Gögler auch künftig solche Kunstprojekte entwickeln und umsetzen möchte, ist er nicht Mitglied des Vereinsvorstands. „Wir haben das ganz bewusst so entschieden, um Interessenskonflikte vermeiden“, erklärt Vorstandsvorsitzender Tim Nädele. „Uns ist wichtig, hier maximale Transparenz bei den Entscheidungen über die Vergabe unserer Fördermittel zu gewährleisten.“ Das ist in den Vereinsstatuten auch so festgeschrieben. Nädele weiter: „Spenderinnen und Spender sowie Sponsoren und natürlich unsere Vereinsmitglieder sollen immer nachvollziehen können, in welche Projekte ihre Gelder fließen.“ Daher plane der Verein auch, stets über alle Projekte umfassend zu informieren und sie zu dokumentieren.
Partnerschaften mit anderen Fördervereinen und Kultureinrichtungen
Der Projektfonds Urbane Kultur e.V. begreift sich nicht als Wettbewerb zu bestehenden Organisationen, Einrichtungen und Förderangeboten. Sondern insbesondere mit seinem klaren Fokus auf den urbanen Raum als Ergänzung und Bereicherung der regionalen Kunst- und Kulturszene. So sucht das Vorstandsteam um Tim Nädele den Schulterschluss und arbeitet beispielsweise bereits seit der Gründungsphase eng mit dem Kulturamt der Stadt Ravensburg zusammen. Weitere Kooperationen sollen folgen, „wir sind nach allen Seiten offen für konstruktive Partnerschaften etwa mit anderen Fördervereinen und Kultureinrichtungen und allen, die Kunst und Kultur im öffentlichen Raum voranbringen wollen“, versichert Nädele und ergänzt: „Gerade in Zeiten knapper Kassen und schrumpfender Kulturbudgets müssen wir alle an einem Strang ziehen und unsere Potenziale, Mittel und Ressourcen bündeln, das ist doch klar.“
Keimzelle Werkhalle Ravensburg
Der Projektfonds Urbane Kultur e.V. ist ein Projekt aus der Werkhalle Ravensburg. Alle drei Vorstandsmitglieder und auch Kurator Gögler sind Werker und Teil der kreativen, lebendigen Co-Working-Gemeinschaft im Ravensburger Osten. „Die Werkhalle ist quasi die Keimzelle unseres Vereins, hier entstand die Idee dazu, hier haben wir an der Entwicklung und Gründung gearbeitet“, erzählt Vorstandsvorsitzender Nädele. Der 40-Jährige ist Volkswirt von Beruf, Dozent an verschiedenen Hochschulen und berät Unternehmen aus der Finanz- und Immobilienbranche in ganz Deutschland. Erster stellvertretender Vorsitzender und Vorstandssprecher ist René Kius, PR-Profi, Texter und Kommunikationsberater mittelständischer Gewerbe- und Industrieunternehmen aus der Region. Der dritte im Bunde heißt Andreas Hoffmann-Daimler, Architekt, Stadtplaner und Projektentwickler. Als zweiter stellvertretender Vorsitzender ist er unter anderem für die Finanzen des Vereins sowie die Mitgliederverwaltung verantwortlich.
Über den Projektfonds Urbane Kultur e.V.
Der Projektfonds Urbane Kultur e.V., als gemeinnütziger Verein 2024 in Ravensburg gegründet, hat sich zur Aufgabe gemacht, Sponsoren- und Fördergelder zu sammeln und treuhänderisch zu verwalten. Und mit diesen Mitteln Kunst und Kultur im öffentlichen Raum zu fördern und kreative Projekte schnell, einfach und unbürokratisch zu unterstützen – finanziell wie operativ. Gründer sind der Grafikdesigner Bernhard Gögler, kreativer Leiter und Kurator des Vereins, der Volkswirt und Vorstandsvorsitzende Dr. Tim Sebastian Nädele sowie seine beiden Stellvertreter René Kius, Vorstandssprecher und Kommunikationsberater und Andreas Hoffmann-Daimler, Architekt, Stadtplaner und Projektentwickler und Schatzmeister. Der Projektfonds Urbane Kultur e.V. ist ein Projekt aus der Werkhalle Ravensburg.