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Unternehmen geben der Region gute Noten

Dr. Sönke Voss, kommissarischer Hauptgeschäftsführer der IHK, und Bettina Wolf, Referentin der IHK im Geschäftsbereich Standortpolitik, stellten die Ergebnisse der IHK-Standortumfrage 2022 im Rahmen einer Pressekonferenz vor. Bild: IHK/PhotoArt

Mit der Gesamtbewertung 2,17 geben die Unternehmen in der Region Bodensee-Oberschwaben ihrem Wirtschaftsstandort gute Noten. Dies ist das Ergebnis der aktuellen Standortumfrage 2022 der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK), die Dr. Sönke Voss, kommissarischer Hauptgeschäftsführer der IHK, und Bettina Wolf, Referentin der IHK im Geschäftsbereich Standortpolitik, im Rahmen einer Pressekonferenz vorstellten. „Wir fragen alle fünf Jahre bei unseren Mitgliedsunternehmen nach, was aus ihrer Sicht gut läuft, aber auch, wo der Schuh drückt. Jetzt bereits zum vierten Mal“, so Voss. Vor fünf Jahren hatten die befragten Unternehmen der Region die Note 2,12 gegeben. Damals habe eine anhaltend gute Konjunktur geherrscht, so Voss. Die jetzt trotz Energiekrise, Ukrainekrieg sowie anderen Unsicherheiten erneut gute Standortbewertung gebe Anlass zu Hoffnung und sei Ausdruck der wirtschaftlichen Stärke der Region. Die Zufriedenheit und Verbundenheit der Betriebe mit ihrem Standort zeige sich vor allem auch darin, dass jedes vierte der antwortenden Unternehmen in den vergangenen fünf Jahren flächenmäßig in der Region expandiert habe und jedes fünfte dies auch in der nahen Zukunft plane.

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Die Standortumfrage wurde von Mitte Februar bis Ende April zeitgleich mit den IHKs Ulm und Reutlingen sowie mit Unterstützung des EWAS-Instituts für Empirische Wirtschaftsforschung und angewandte Statistik in Hannover durchgeführt, berichtete Bettina Wolf. „Wir haben 11.864 Unternehmen angeschrieben und 1.595 Antworten erhalten.“ Durch den hohen Rücklauf in Höhe von 13,4 Prozent liegen repräsentative Ergebnisse für die ganze Region, die drei Landkreise Ravensburg, Sigmaringen und Bodenseekreis sowie 20 Kommunen vor. Die Unternehmen konnten ihre Bewertungen und Anmerkungen zu 32 Standortfaktoren in den vier Feldern „Infrastruktur und Verkehr“, „Fachkräfte und Bildung“, „Attraktivität ihrer Stadt und Gemeinde“ sowie „Verwaltung und Kommunalpolitik“ abgeben.

Höchste Priorität: Breitbandversorgung und Mobilfunk
Höchste Priorität (Platz 1) haben für die Unternehmen nach wie vor Breitbandversorgung und mobiles Internet. In der Zufriedenheitsskala der 32 Standortfaktoren rangiert beides aber nur auf Platz 24. „Hier besteht nach wie vor großer Handlungsbedarf, auch wenn sich in den vergangenen Jahren bei der digitalen Infrastruktur viel getan hat“, so Voss. Im Zuge der Corona-Pandemie, sowie aufgrund der weiterhin zunehmenden Digitalisierung sei der Bedarf weiter gestiegen. Auf Platz 2 in der Bewertung der Wichtigkeit setzten die Unternehmen die Mobilfunk-Netzabdeckung (viertletzter Platz auf der Zufriedenheitsskala), gefolgt auf Platz 3 von der Versorgungsqualität bei der Stromversorgung (höchste Zufriedenheit), der medizinischen Versorgung (Platz 4, Zufriedenheit: Platz 11) und einem offenen Ohr für die Anliegen der Wirtschaft (Platz 5, Zufriedenheit: Platz 19). Auf Platz 6 der Wichtigkeitsskala rangiert die Verfügbarkeit von Wohnraum für Fachkräfte – in der Zufriedenheitsskala liegt dieser Punkt auf dem drittletzten Platz. Auch hier müsse sich – wie bei der Mobilfunk-Netzabdeckung – dringend mehr tun, betonte Bettina Wolf. Die Beurteilung des Standortfaktors Wohnraum habe sich gegenüber der Umfrage von 2017 weiter verschlechtert.

Handlungsbedarf bei Fachkräften und Gewerbeimmobilien
Einen hohen Stellenwert für die Unternehmen hat nach wie vor die Verfügbarkeit beruflich qualifizierter Fachkräfte (Platz 8). In der Zufriedenheitsskala rangiert dieser Punkt auf dem letzten Platz. Unzufrieden sind die Betriebe auch mit den Kosten für Gewerbeimmobilien, Grundstücke, Immobilien und Mieten (vorletzter Platz), die in der Wichtigkeitsbewertung im vorderen Bereich auf Platz 11 stehen, sowie mit der Verfügbarkeit geeigneter Gewerbeflächen. Hier zeigten sich allerdings regionale Unterschiede, gab Bettina Wolf zu denken. Während der Landkreis Sigmaringen noch genügend Potenzial für mögliche neue Gewerbeflächen habe, kämpfe der Landkreis Ravensburg mit einer Gewerbeflächenknappheit, der Bodenseekreis sogar mit einer Gewerbeflächenunterdeckung. Die IHK sehe bei Gewerbeimmobilien und Fachkräften weiterhin großen Handlungsbedarf. „Wichtig ist vor allem, dass die Unternehmen in unserer Region bleiben.“

Verbesserung beim Brennpunkt Verkehrsinfrastruktur

Leicht abgenommen gegenüber der Umfrage vor fünf Jahren hat für die Unternehmen die Wichtigkeit beim Thema Erreichbarkeit Straße. „Hier hat die Zufriedenheit dafür zugenommen“, sagte Bettina Wolf und verwies auf coronabedingte Effekte, aber auch auf die Fertigstellung der B30-Süd, die B31-Umfahrung Friedrichshafen und die neue Verkehrsführung auf die B 31 neu bei Überlingen. Auch bei dem Standortfaktor Erreichbarkeit überregional über Schiene ist die Wichtigkeit in der Bewertung durch die Unternehmen nach der Elektrifizierung der Südbahn gesunken und die Zufriedenheit hat zugenommen. Handlungsbedarf besteht aber nach Einschätzung der IHK weiterhin bei der Bodensee-Gürtelbahn.

Region punktet bei weichen Standortfaktoren
Punkten kann die Region Bodensee-Oberschwaben in der aktuellen Standortumfrage bei den weichen Standortfaktoren. Zufrieden zeigten sich die Unternehmen vor allem mit den Sport- und Freizeitmöglichkeiten (Platz 2 nach der Versorgungsqualität bei der Stromversorgung), der allgemeinen Sicherheit (Platz 3) und den Einkaufsmöglichkeiten (Platz 4).

Weiteres Vorgehen
Die IHK werde jetzt in interessierten Kommunen mit repräsentativen Umfrageergebnissen ihre Standortumfrage vorstellen, mit den politischen Entscheidungstragenden diskutieren und Handlungsempfehlungen geben. „Der Kontakt der Betriebe zu ihren Kommunen kann ausschlaggebend für ihre Standortzufriedenheit sein“, betonte Bettina Wolf. Dies zeige sich auch in den Rückmeldungen zu dem Fragefeld „Verwaltung und Kommunalpolitik“. Vor allem bei der zu langen Bearbeitungsdauer von Verfahren in den kommunalen Verwaltungen und wegen zu vieler bürokratischer Hemmnisse herrsche Unzufriedenheit. Die IHK habe zu diesem Themenkomplex insgesamt sechs Kategorien abgefragt – darunter „Offenes Ohr für Anliegen der Wirtschaft“ oder „Angebot an Online-Dienstleistungen der Verwaltung“, so Wolf. „Sie rangieren in der Wichtigkeit der Standortfaktoren zu einem großen Teil unter den Top 10, weisen aber nur mittlere bis niedrige Zufriedenheitswerte auf.“ Hier seien die Kommunen gefragt, ihren Unternehmen optimale Rahmenbedingungen zu bieten und Potenzial für Verbesserungen und Beschleunigungen aktiv zu nutzen.

INFO: Die Ergebnisse finden Interessierte unter: https://www.ihk.de/bodensee-oberschwaben/produktmarken/wirtschaftsstandort-bo/region-bodensee-oberschwaben/ihk-standortumfrage-5342266. Zusätzlich wurde ein Dashboard entwickelt, über das die jeweiligen Ergebnisse der Standortumfrage online abrufbar sind.

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