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Regionale Konjunktur: Rezession fürs Erste abgewendet

Grafik: IHK.

Zum Jahresbeginn 2023 hat sich die Geschäftslage der regionalen Unternehmen stabilisiert. Der Auftragseingang nimmt wieder Fahrt auf, so dass die Erwartungen etwas zuversichtlicher ausfallen. Dennoch bleibt das Marktumfeld äußerst schwierig und deutet auf eine nur langsame wirtschaftliche Erholung hin.

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„Eine Rezession, wie sie noch Ende 2022 zu befürchten war, ist zum Glück nicht eingetreten“, kommentiert Martin Buck, Präsident der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK) die Ergebnisse der neuesten IHK-Umfrage. „Das liegt einerseits an der Widerstandsfähigkeit unserer Unternehmen. Andererseits aber auch daran, dass sie auf die geplanten staatlichen Hilfen vertrauen“, so Buck weiter. Deshalb seien die angekündigten Ausnahmen von Unternehmen mit Öl- oder Pelletheizungen kein gutes Signal der Bundesregierung, hätten doch einige Unternehmen aufgrund des Risikos einer Gasmangelsituation einen Fuel-Switch von Gas auf Öl oder andere Brennstoffe bereits vollzogen, kritisiert Buck.

Aktuell beurteilen 51 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage als gut, 44 Prozent sind zufrieden, nur fünf Prozent beurteilen ihre Geschäftslage als schlecht. Einige Unternehmen konnten ihre Umsätze wieder steigern und wesentlich weniger klagen über Umsatzrückgänge als in den vergangenen Umfragen. Damit hat sich auch die Ertragslage seit der Vorumfrage deutlich erholt.

Der Auftragseingang, der im Herbst stark eingebrochen war, tendiert wieder nach oben. Die Erwartungen kommen deshalb wieder aus dem Keller, bleiben aber vorsichtig.

„Die Unsicherheit für Unternehmen ist weiter enorm. Hohe Energiepreise, Rekordinflation und ein weltweit merklich abgebremstes Wachstum begleiten unsere Unternehmen sicherlich noch durch das gesamte Jahr. Hinzu kommen die langfristigen Herausforderungen durch Struktur- und Klimawandel, demografische Entwicklung und Digitalisierung“, zeigt Buck die bestehenden Herausforderungen auf.

Im Ranking der Risiken für den weiteren Geschäftsverlauf spiegelt sich das wider, denn für 72 Prozent der Unternehmen sind die Energiepreise nach wie vor Geschäftsrisiko Nummer Eins – immerhin hat hier der Druck leicht abgenommen, im Herbst waren es noch über 80 Prozent. „Die deutschen Strompreise sind und bleiben im europäischen und internationalen Vergleich nicht wettbewerbsfähig. Aktuell liegen sie immer noch um mehr als das Zweifache höher als vor dem Ukraine-Krieg. Hier muss die Politik handeln: Eine wichtige Maßnahme wäre, die Stromsteuern auf das EU-Mindestmaß zu senken, dies würde eine breite Entlastung der Wirtschaft bedeuten und zugleich Bürokratismus abbauen“, so Buck.

Auf dem zweiten Platz der Risiken bleibt der Fachkräftemangel mit 66 Prozent der Nennungen, 56 Prozent der Unternehmen sehen die Rohstoffpreise als Risiko, auch dies eine Entspannung gegenüber der Umfrage im Herbst 2022. Als weitere Hauptsorge benannten die Unternehmen die weitere Entwicklung der Inlandsnachfrage, Zugenommen hat angesichts hoher Inflationsraten auch die Sorge um die Arbeitskosten.

Die leichte Entspannung der Wirtschaftslage ändert angesichts der anhaltend schwierigen Rahmenbedingungen nichts an der Beschäftigungsplanung, immerhin gehen deutlich weniger Unternehmen davon aus, ihr Personal reduzieren zu müssen. Auf Personalsuche sind aber weiterhin hauptsächlich Dienstleistungsunternehmen.

Auch die gestoppten Investitionspläne der Unternehmen kommen noch nicht wieder in Schwung. Nur jeder vierte Betrieb plant, die Investitionen in den kommenden Monaten zu erhöhen, ein Drittel der Unternehmen fährt die Investitionen zurück oder investiert nicht. „Deutschland muss dringend bei den Investitionen drei Gänge nach oben schalten, um die Herausforderungen zu meistern und schnellstmöglich auf einen ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Wachstumspfad umzuschwenken. Um die Engpässe aufzulösen und die von der Kostenexplosion betroffenen Betriebe zu entlasten, sei „ein ganzes Set an Maßnahmen“ nötig: „Beispielsweise müssen wir schnell neue Handelsabkommen abschließen, um den Unternehmen die Diversifizierung ihrer Lieferketten zu erleichtern. Genauso wichtig ist es, Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und Bürokratie umfassend abzubauen. Die Unternehmen brauchen ihre ganze Kraft für ihr Kerngeschäft“, so Buck abschließend.


Hintergrund-Info

An der Konjunkturumfrage „Jahresbeginn 2023“ haben sich 271 Unternehmen aus der Region Bodensee-Oberschwaben beteiligt. Die Befragung fand im Januar 2023 statt. Bei der IHK-Konjunkturumfrage werden Unternehmen einerseits zu ihrer aktuellen Geschäftslage und der Entwicklung von Umsatz und Ertrag in den vergangenen vier Monaten befragt. Nach den Fragen zum Ist-Zustand der Unternehmen werden Fragen zur Einschätzung über die wirtschaftliche Entwicklung in den kommenden Monaten gestellt. Indikatoren für die Zukunft sind zum Beispiel die allgemeinen Erwartungen, die Auftragseingänge, die Umsatzerwartungen oder insbesondere in der Industrie die Exporterwartungen. Wichtige weitere Indikatoren für die Zukunft sind die Investitions- und Beschäftigungspläne der Unternehmen, die ebenfalls abgefragt werden. Die IHK-Konjunkturberichterstattung beginnt in der Regel mit der Beschreibung der aktuellen Lage und führt dann zu den Erwartungen und Plänen der Unternehmen in der Zukunft.

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