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Präventionsangebot kraft.akt: Familienleben ohne Gewalt

Präventionsangebot kraft.akt: Familienleben ohne Gewalt   ·         Diakonie und Caritas bieten soziales Training für Männer bei häuslicher Gewalt an ·         Das nächste Gruppenangebot startet voraussichtlich Ende März in Ravensburg   Ravensburg - Laut einer aktuellen Auswertung des Bundeskriminalamts gab es im vergangenen Jahr mehr als 143.000 Opfer häuslicher Gewalt – 80 Prozent davon Frauen. Die Dunkelziffer bleibt hoch. „Gewalt zerstört nachhaltig die Nähe und das Vertrauen in einer Familie. Dem möchten wir mit unsrem Präventionsangebot entgegenwirken“, sagt Eva Weißer, systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin bei der Diakonie Oberschwaben Allgäu Bodensee. Gemeinsam mit der Caritas Bodensee-Oberschwaben bietet die Diakonie seit 2021 das Gruppenangebot kraft.akt an, ein soziales Training für Männer bei häuslicher Gewalt. Ende März startet in Ravensburg voraussichtlich eine neue Gruppe. Das Sozialtraining findet wöchentlich in einer geschlossenen Gruppe mit acht bis zehn Männern statt. Bei den insgesamt 20 Terminen, die immer 100 Minuten dauern, und einem Samstagvormittag erhalten diese – jeweils mit professioneller Begleitung durch eine weibliche und eine männliche Gruppenleitung – einen geschützten Raum, in dem sie sich mit ihren Gefühlen und ihren Konflikten auseinandersetzen können. Die Caritas- und Diakonie-Mitarbeitenden unterliegen der Schweigepflicht. „Wir wollen verstehen, welche Situationen und welche Bedingungen in der Vergangenheit dazu geführt haben, dass die Männer in ihrer Partnerschaft Gewalt ausüben“, sagt Andreas Schöfer, Diplom-Sozialpädagoge und Suchttherapeut bei der Caritas Bodensee-Oberschwaben. Meist sei ein Mix von verschiedenen Motiven und negativen Einflüssen, darunter auch Suchterkrankungen, Ursache für die häuslichen Ausschreitungen. Durch kraft.akt sollen die Männer lernen, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen, ihre Selbstwahrnehmung zu verbessern und sich Techniken anzueignen, um Konflikte gewaltfrei zu lösen. Zentrales Ziel ist es, dass die Teilnehmer keine erneute Gewalt mehr ausüben. Dabei geht es neben der physischen auch um verbale und sexualisierte Gewalt.  „Wir führen mit jedem Mann vor den Gruppenabenden drei bis fünf Einzelgespräche“, berichtet Schöfer. Ohne die persönliche Bereitschaft eines jeden einzelnen, sich selbstkritisch zu öffnen und Verantwortung zu übernehmen, gebe es für das Sozialtraining keine Aussicht auf Erfolg. Die Männer stammen aus allen Altersgruppen und sozialen Schichten. Einige kommen aus freien Stücken, andere über Beratungsstellen, Behörden, Suchthilfe- und Justizeinrichtungen.     Im Rahmen des Gruppentrainings, bei dem alle Teilnehmer auch über sich selbst, über ihre eigenen Wünsche, Vorstellungen und Beobachtungen sprechen, sollen Bedürfnisse und Gefühle wahrgenommen, erlebbar und gewaltfrei ausgedrückt werden. Der Austausch mit anderen Männern, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, soll die Teilnehmer stärken und einen erneuten Rückfall verhindern. „Ein wertschätzender und konstruktiver Umgang ist uns dabei sehr wichtig“, betont Eva Weißer. Gesprochen wird über Gewalt in Paarbeziehungen allgemein, über das jeweilige Männer- und Frauenbild, über die Vaterrolle, jedoch auch über konkrete Konflikte in der Partnerschaft und die jeweiligen Konfliktlösungsstrategien. Ein zentraler Teil des Trainings ist die Auseinandersetzung mit der konkreten ausgeübten Gewalt gegenüber der Partnerin. Dolmetscher gibt es keine. Wichtige Voraussetzung für die Teilnahme an dem Sozialtraining ist daher auch, dass die Männer ausreichend gut Deutsch verstehen und sprechen. Auch mit den (Ex-)Partnerinnen der Männer werden mit deren Wissen Gespräche geführt. „Für uns ist es wichtig, das ganze Familiensystem und -umfeld zu sehen, um zu erfahren, wie die Familie die Gewalt erlebt“, so Eva Weißer. Die Männer wünschten sich meist, dass ihre Kinder nicht so handeln werden wie sie selbst, weiß sie aus Gesprächen mit den Betroffenen. Doch die Gefahr bestehe: „Wenn in der Familie Gewalt ausgeübt wird, bekommen die Kinder viel zu viel mit.“             Gute Erfolge Mittlerweile haben bereits zwei Gruppendurchläufe stattgefunden – mit guten Erfolgen. „Wir haben sehr positive Rückmeldungen von den Teilnehmenden erhalten, aber auch aus ihren Familien und ihrem Umfeld“, berichtet Katarzyna Herter, Diplom-Sozialpädagogin und Systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin bei der Diakonie. Die Männer hätten durch das Sozialtraining gelernt, besser auf sich selbst zu achten. Sie hätten erkannt, dass das Ausüben von Gewalt sich langfristig negativ auf die ganze Familie auswirke. „Und sie haben verstanden, dass die Bereitschaft, dies zu ändern, große Chancen für ihre Partnerschaft eröffnet“, so Katarzyna Herter. „Nicht nur die teilnehmenden Männer profitieren von kraft.akt, sondern die ganze Familie und auch ihr Umfeld.“   INFO: Weitere Informationen, Kontakt und Anmeldung: www.caritas-bodensee-oberschwaben.de, Telefon 0751 36 25680 (Caritas BOS); www.diakonie-oab.de, Telefon 0751 95 223 070 (Diakonie OAB) Text: Barbara Müller   Bildtext: Andreas Schöfer (Caritas), Eva Weißer (Diakonie, links) und Katarzyna Herter (Diakonie) begleiten professionell das Gruppenangebot kraft.akt. Ende März startet voraussichtlich in Ravensburg eine neue Gruppe. Foto: Caritas / Barbara Müller

Laut einer aktuellen Auswertung des Bundeskriminalamts gab es im vergangenen Jahr mehr als 143.000 Opfer häuslicher Gewalt – 80 Prozent davon Frauen. Die Dunkelziffer bleibt hoch. „Gewalt zerstört nachhaltig die Nähe und das Vertrauen in einer Familie. Dem möchten wir mit unsrem Präventionsangebot entgegenwirken“, sagt Eva Weißer, systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin bei der Diakonie Oberschwaben Allgäu Bodensee. Gemeinsam mit der Caritas Bodensee-Oberschwaben bietet die Diakonie seit 2021 das Gruppenangebot kraft.akt an, ein soziales Training für Männer bei häuslicher Gewalt. Ende März startet in Ravensburg voraussichtlich eine neue Gruppe.

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Das Sozialtraining findet wöchentlich in einer geschlossenen Gruppe mit acht bis zehn Männern statt. Bei den insgesamt 20 Terminen, die immer 100 Minuten dauern, und einem Samstagvormittag erhalten diese – jeweils mit professioneller Begleitung durch eine weibliche und eine männliche Gruppenleitung – einen geschützten Raum, in dem sie sich mit ihren Gefühlen und ihren Konflikten auseinandersetzen können. Die Caritas- und Diakonie-Mitarbeitenden unterliegen der Schweigepflicht. „Wir wollen verstehen, welche Situationen und welche Bedingungen in der Vergangenheit dazu geführt haben, dass die Männer in ihrer Partnerschaft Gewalt ausüben“, sagt Andreas Schöfer, Diplom-Sozialpädagoge und Suchttherapeut bei der Caritas Bodensee-Oberschwaben. Meist sei ein Mix von verschiedenen Motiven und negativen Einflüssen, darunter auch Suchterkrankungen, Ursache für die häuslichen Ausschreitungen. Durch kraft.akt sollen die Männer lernen, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen, ihre Selbstwahrnehmung zu verbessern und sich Techniken anzueignen, um Konflikte gewaltfrei zu lösen. Zentrales Ziel ist es, dass die Teilnehmer keine erneute Gewalt mehr ausüben. Dabei geht es neben der physischen auch um verbale und sexualisierte Gewalt.

„Wir führen mit jedem Mann vor den Gruppenabenden drei bis fünf Einzelgespräche“, berichtet Schöfer. Ohne die persönliche Bereitschaft eines jeden einzelnen, sich selbstkritisch zu öffnen und Verantwortung zu übernehmen, gebe es für das Sozialtraining keine Aussicht auf Erfolg. Die Männer stammen aus allen Altersgruppen und sozialen Schichten. Einige kommen aus freien Stücken, andere über Beratungsstellen, Behörden, Suchthilfe- und Justizeinrichtungen.

Im Rahmen des Gruppentrainings, bei dem alle Teilnehmer auch über sich selbst, über ihre eigenen Wünsche, Vorstellungen und Beobachtungen sprechen, sollen Bedürfnisse und Gefühle wahrgenommen, erlebbar und gewaltfrei ausgedrückt werden. Der Austausch mit anderen Männern, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, soll die Teilnehmer stärken und einen erneuten Rückfall verhindern. „Ein wertschätzender und konstruktiver Umgang ist uns dabei sehr wichtig“, betont Eva Weißer. Gesprochen wird über Gewalt in Paarbeziehungen allgemein, über das jeweilige Männer- und Frauenbild, über die Vaterrolle, jedoch auch über konkrete Konflikte in der Partnerschaft und die jeweiligen Konfliktlösungsstrategien. Ein zentraler Teil des Trainings ist die Auseinandersetzung mit der konkreten ausgeübten Gewalt gegenüber der Partnerin. Dolmetscher gibt es keine. Wichtige Voraussetzung für die Teilnahme an dem Sozialtraining ist daher auch, dass die Männer ausreichend gut Deutsch verstehen und sprechen.

Auch mit den (Ex-)Partnerinnen der Männer werden mit deren Wissen Gespräche geführt. „Für uns ist es wichtig, das ganze Familiensystem und -umfeld zu sehen, um zu erfahren, wie die Familie die Gewalt erlebt“, so Eva Weißer. Die Männer wünschten sich meist, dass ihre Kinder nicht so handeln werden wie sie selbst, weiß sie aus Gesprächen mit den Betroffenen. Doch die Gefahr bestehe: „Wenn in der Familie Gewalt ausgeübt wird, bekommen die Kinder viel zu viel mit.“

Gute Erfolge
Mittlerweile haben bereits zwei Gruppendurchläufe stattgefunden – mit guten Erfolgen. „Wir haben sehr positive Rückmeldungen von den Teilnehmenden erhalten, aber auch aus ihren Familien und ihrem Umfeld“, berichtet Katarzyna Herter, Diplom-Sozialpädagogin und Systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin bei der Diakonie. Die Männer hätten durch das Sozialtraining gelernt, besser auf sich selbst zu achten. Sie hätten erkannt, dass das Ausüben von Gewalt sich langfristig negativ auf die ganze Familie auswirke. „Und sie haben verstanden, dass die Bereitschaft, dies zu ändern, große Chancen für ihre Partnerschaft eröffnet“, so Katarzyna Herter. „Nicht nur die teilnehmenden Männer profitieren von kraft.akt, sondern die ganze Familie und auch ihr Umfeld.“

INFO: Weitere Informationen, Kontakt und Anmeldung:

www.caritas-bodensee-oberschwaben.de, Telefon 0751 36 25680 (Caritas BOS); www.diakonie-oab.de, Telefon 0751 95 223 070 (Diakonie OAB)

Text: Barbara Müller

 

Bildtext: Andreas Schöfer (Caritas), Eva Weißer (Diakonie, links) und Katarzyna Herter (Diakonie) begleiten professionell das Gruppenangebot kraft.akt. Ende März startet voraussichtlich in Ravensburg eine neue Gruppe. Foto: Caritas / Barbara Müller

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