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Mobilitätswende gelingt nur mit den mittelständischen Omnibusunternehmen

Omnibus-Unternehmer und Kreisrat Bernd Grabherr im Gespräch mit dem Landtagsabgeordneten August Schuler über die ÖPNV-Zukunft im ländlichen Raum. Bild:

WALDBURG – Bei einem Besuch bei der Omnibus Grabherr GmbH in Waldburg hat sich der Landtagsabgeordnete und stellvertretende Vorsitzende des Verkehrsausschusses August Schuler (CDU) mit Geschäftsführer Bernd Grabherr ausgetauscht und abgestimmt.

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Grabherr kennt die Belange der Branche über mehrere Ehrenämter sehr gut. Er und Schuler fordern politisches Fingerspitzengefühl, Rechtssicherheit und eine verlässliche öffentliche Finanzierung, denn nur dann könne der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs gelingen. Einig sind sich beide auch darin, dass gerade im ländlichen Raum die Beiträge der mittelständischen Busunternehmen für die Mobilitätswende unerlässlich sind.

Es gibt im ländlichen Raum noch große Potenziale für mehr öffentlichen Personennahverkehr. Man müsse aber berücksichtigen, so August Schuler, dass es dort anspruchsvoller als in Ballungsräumen mit Massenverkehr ist. Und deshalb – ergänzt Bernd Grabherr – sei die Kenntnis der Verhältnisse vor Ort unerlässlich, was gerade Familienunternehmen dort seit vielen Jahrzehnten beweisen.

Zuletzt ist es für private Busunternehmer immer fordernder geworden, weil immer mehr Aufgaben und Krisen gleichzeitig Antworten verlangen, betont Bernd Grabherr. So wird es auch in seiner Branche immer schwieriger, Fachkräfte und Busfahrer zu gewinnen. Das System wird aber auch immer komplexer, da das Land 2018 die Zuständigkeit für die Kosten auf die Landkreise übertragen hat. Doch nun kommen – Stichworte 49-Euro-Ticket, Jugendticket Baden-Württemberg – immer mehr Vorgaben vom Bund, vom Land und der EU, die vor Ort umgesetzt werden müssen. Hinzu kommt der Ruf nach einem umfassenden Busangebot rund um die Uhr, das aber durch die Fahrgastzahlen für private Anbieter kaum finanzierbar ist. Und nicht zuletzt gibt es das Gebot einer „Antriebswende“ weg vom Diesel, was von allen Unternehmen wiederum gleichzeitig hohe Investitionen verlangt.

Grabherr ist wichtig, dass die bis jetzt bestehende Struktur aus privaten Anbietern in der Region langfristig Bestand hat. Denn die Familienfirmen sind mit ihrem jeweiligen Gebiet und den Anforderungen dort sehr viel mehr vertraut als es überregionale Anbieter sein könnten. Und sie können daher auch viel flexibler agieren, allein oder im Verbund mit Kollegen sowie in enger Abstimmung mit den Landkreisen.

Grabherr kennt diese Fragen aus seinen jahrelangen Erfahrungen im ehrenamtlichen Engagement für seine Branche. So ist er beispielsweise Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen e.V. (WBO) Vorsitzender im Regierungsbezirk Tübingen und im Regionalverkehr Bodensee Oberschwaben Vertreter der privaten Busunternehmer.

Was brauchen die privaten Omnibusunternehmen?

  • Bei Ausschreibungen soll es – wie beispielsweise im benachbarten Vorarlberg – nicht um das billigste, sondern um das qualitativ beste Bus-Angebot gehen.
  • Wenn der Staat mehr ÖPNV will, dann muss insgesamt mehr Geld in dieses System, gerade im anspruchsvollen ländlichen Raum.
  • Die Landkreise als dezentrale ÖPNV-Träger vor Ort sollen ihre rechtlichen und finanziellen Spielräume nutzen, um die gewachsene Struktur im ländlichen  Raum für die Zukunft zu stärken, auch durch Unterstützung bei Innovationen wie „On-Demand-Angeboten“.
  • Technologieoffenheit, um für einen nachhaltigen Busantrieb die langfristig richtige Lösung zu finden und einzuführen.
  • Öffentliche Investitionen in die Lade-Infrastruktur etwa in Strom und Wasserstoff von Omnibussen sind zwingend notwendig.

Für August Schuler ist noch wesentlich, dass sich die CDU-Fraktionen in den Kreistagen und im Landtag politisch intensiv einbringen, damit bei der Mobilitätswende nicht nur die großen Anbieter  Gehör finden, sondern auch die mittelständischen und familiengeführten Unternehmen.

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