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Ausbildungsprogramm mit der Auslandshandelskammer in der Türkei

Von links: Nina Kraft (GRIESHABER Logistik GmbH), Musab Küllük und Anna Lisa Götz, Betreuerin des Projekts bei der IHK Bodensee-Oberschwaben. Bild: IHK/Stefan Trautmann

Das Ausbildungsprogramm der Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK) zusammen mit der Auslandshandelskammer in der Türkei (AHK) ist erfolgreich gestartet. Bürokratieaufwand erweist sich als großer Hemmschuh.

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Zwei junge Menschen aus der Türkei sind jetzt Auszubildende bei Unternehmen aus der Region Bodensee-Oberschwaben. Bei der Vermittlung arbeiteten die IHK und die deutsche AHK in der Türkei intensiv zusammen. Das Pilotprojekt ist eine Initiative der IHK Bodensee-Oberschwaben und bundesweit eine der ersten, die sich der gezielten Gewinnung von Auszubildenden aus Drittstaaten widmet. Ziel der IHK ist es, den Fachkräftemangel in der Region zu lindern und das Projekt in den kommenden Jahren weiter zu verstetigen und auszubauen. Die Beraterinnen und Berater der IHK sind gefördert durch das Förderprogramm „Integration durch Ausbildung“ des baden-württembergischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus.

Laut IHK-Fachkräftemonitor werden bis 2035 in der Region etwa 36.000 Beschäftigte mit mittlerer beruflicher Qualifizierung fehlen, doch der Mangel ist schon heute sichtbar. Besonders betroffen sind davon in der Region unter anderem die Branchen Gastronomie und Logistik. Kein Wunder also, dass die IHK ihr Projekt zur Vermittlung freier Ausbildungsplätze in der Region an Bewerberinnen und Bewerber aus der Türkei nun mit zwei Unternehmen aus diesen Wirtschaftszweigen begann. Ziel ist es, die angeworbenen jungen Menschen langfristig für den deutschen Arbeitsmarkt zu gewinnen. Voraussetzung für ausländische Bewerberinnen und Bewerber ist deshalb neben dem Vorliegen eines gültigen Ausbildungsvertrages auch der Nachweis ausreichender Deutschkenntnisse mindestens auf dem Niveau B1.

Einer der beiden Auszubildenden, Ediz Cinarli, hat bereits im September 2022 seine Ausbildung im Hotel Seehof in Immenstaad aufgenommen. Die beiden Inhaber, Frank und Jürgen Hallerbach, freuen sich ihn beschäftigen zu können und wollen ihn bei der Integration in der Region tatkräftig unterstützen: „Unser Ziel ist immer eine langfristige Beschäftigung unserer Auszubildenden. Durch unsere eigene, langjährige Auslandserfahrung wissen wir, welche Unterstützung junge Menschen brauchen, und können Hilfestellungen in fast allen Bereichen geben. Vieles braucht sicher Zeit und Geduld, aber die Mühe lohnt sich immer“, so Jürgen Hallerbach.

Bürokratie als große Herausforderung

Bei Musab Küllük, dem zweiten Auszubildenden, der seine Ausbildung zum 1. März bei der Firma GRIESHABER Logistik GmbH in Weingarten begonnen hat, lief nicht alles so reibungslos wie ursprünglich geplant. „Eigentlich hätte seine Ausbildung ebenfalls bereits zum 1. September 2022 starten sollen“, erklärt Nina Kraft, Ausbildungsleiterin der GRIESHABER Logistik GmbH. „Wir freuen uns, dass das Projekt nun auch bei uns erfolgreich gestartet ist. Jedoch erlebten wir auch Hindernisse, welche durch den bürokratischen Aufwand bestehen und erst umgangen werden mussten. Dadurch hat sich der Beginn seiner Ausbildung um sechs Monate verzögert. Wie gewohnt werden wir Herrn Küllük jetzt einen herzlichen Start bereiten. Getreu unserem Leitsatz: Wir sind GRIESHABER.“

Auch Markus Brunnbauer, Geschäftsbereichsleiter Ausbildung bei der IHK, wünscht den beiden neuen Azubis für ihren Start in der Region alles Gute. Zugleich mahnt er: „Deutschland braucht in den nächsten Jahren und Jahrzehnten jedes Jahr hunderttausende Fachkräfte aus dem Ausland. Dass großes Engagement der Unternehmen und der jungen Menschen aus dem Ausland belohnt wird, indem sie aufgrund überbürokratisierter Abläufe ein halbes Jahr in der Luft hängen, darf nicht passieren. Die Politik muss hier dringend nachbessern. Wir brauchen eine Willkommenskultur für Fachkräfte.“

Aktuelle Entwicklungen des Projekts

Das Projekt zur Auszubildendenwerbung für die Region ist von der IHK auf Dauer angelegt. Das zweite Projektjahr startete bereits mit Bewerberverfahren, weiteren Gesprächen und Akquise von neuen potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern. Unternehmen aus der Region sind aktuell schon in Kontakt mit potenziellen Auszubildenden für den Ausbildungsstart Herbst 2023. Die Bewerberinnen und Bewerber aus der Türkei bereiten sich bereits mit Sprachkursen auf ihre berufliche Zukunft in Deutschland vor. Bei Interesse können sich regionale Unternehmen an die IHK wenden. Ansprechpartnerin bei der IHK ist Anna Lisa Götz, E-Mail: ausbildung.integration@weingarten.ihk.de.

 

Bildtexte:

BILD 1 (Hotel Seehof): Ediz Cinarli (rechts) mit Jürgen Hallerbach (Hotel Seehof) und Anna Lisa Götz, Betreuerin des Projekts bei der IHK Bodensee-Oberschwaben. Bild: IHK/Photoart Hund

BILD 2 (Grieshaber): Von links: Nina Kraft (GRIESHABER Logistik GmbH), Musab Küllük und Anna Lisa Götz, Betreuerin des Projekts bei der IHK Bodensee-Oberschwaben. Bild: IHK/Stefan Trautmann

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